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Version vom 16. März 2018, 08:54 Uhr

Precht im Recht - Flassbeck im falschen Eck
Eine bitterböse Replik auf Flassbecks ähnl. lautenden Verriss auf Makroskop [1]
- Widerlegung in der Sache & Gegendarstellung

Einfuehrung

Vorwort

Der Autor hat bisher sehr viel von Heiner Flassbeck gehalten. Nicht umsonst wird wiederholt im „kapitalistischen Manifest“[0] auf selbigen referenziert. Hier hat der Autor sich seinen Frust von der Seele geschrieben, dass ausgerechnet einer der wenigen Warner in der Wüste gegen den Neoliberalismus nicht nur so dermaßen unbeleckt bei einem wichtigen Thema ist, sondern sich dem zum Trotze auch noch zwar lautstark aber leider wenig qualifiziert äußert. Der Versuch einer ersten zaghaften Widerlegung ist an Hr. Flassbeck gescheitert. Deshalb hier nun die Schärfe in der Formulierung, die u.a. der vorgenannten bitteren Erfahrung geschuldet ist. Trotz der Härte möchte der Autor diese Kritik konstruktiv im Sinne eines hoffentlich erfolgenden Erkenntnisgewinns verstanden wissen: Dr. Flassbeck wäre um seiner selbst und der Sache Willen gut beraten, sich doch mal von Personen einen Rat geben zu lassen, die auf ihrem Gebiet ungleich mehr Fachexpertise mitbringen, als er.

Spiegel

Auch Ökonomen sollten sich intensiv mit der Materie beschäftigen, über die sie schreiben. Insbesondere gilt das dann, wenn man, wie Heiner Flassbeck, den Menschen mächtig Sand in die Augen streut und berechtigte Angst weg pseudoargumentiert.
Einer wie er (der einen guten Ruf zu verteidigen hat)! Heiner Flassbeck. Ökonom. Doktor. Ehemaliger Chef-Volkswirt der UNCTAD, Autor und Mitbetreiber des Blogs makroskop.eu. Hat ein neues Feld gefunden und begibt sich sofort auf rastlose Gegenmission. Die Digitalisierung glaubt er entdeckt zu haben - welch ein grandioser Irrtum. In Beiträgen [siehe Quellen] wird er nicht müde zu entwarnen, dass durch die Digitalisierung keine Arbeitsplätze wegfallen. Und falls doch, dann nur im üblichen, aus der Vergangenheit bekannten Rahmen.
(Erläuterung für diejenigen, denen infolge der paywall ein Zugriff auf die Bezugsquellen (s.u.) verwehrt ist: der vorausgehende Absatz ist eine nahezu 1:1 Spiegelung von Flassbecks erstem Absatz von „Precht im Unrecht“ [1])

Argumente in der Sache

Entgegen Flassbecks Darstellung hat Richard David Precht gar nicht pauschal behauptet (O-Ton Flassbeck) dass uns ungefähr übermorgen die Arbeit weitgehend ausgeht,
sondern substanziell anders und völlig zur Recht festgestellt (Zitate im O-Ton):
weil es weniger Arbeit geben wird. ... Es wird für die Hälfte der Bevölkerung gar keine Arbeit mehr da sein.

Digitalisierung gleich Roboter?

Hinreichend kundige Leser könnte beim Lesen von Flassbecks entsprechenden Artikeln (siehe Quellen) ein ganz ungutes Gefühl beschleichen. Wiederholt schreibt Heiner Flassbeck von „Robotern“ - und hier nun etwas, was Hr. Flassbeck in seinem gesamten Verriss schmerzlich vermissen lässt - nämlich konkrete Zitate im O-Ton, welche die Darstellung untermauern (nur auszugsweise):

  • Der Roboter, die Arbeitsplätze und die ...“ [2]
  • Bedroht der Roboter die Arbeitsplätze?[2]
  • ... entbrannte Debatte um die Roboter anschauen.[2]
  • Der Roboter als Jobkiller?[3], [4], [5]

Mitunter ist auch von „Automatisierung“ die Rede [3]:
Automation, die Verdrängung des Menschen durch Roboter, wird als große Gefahr an die Wand gemalt ...“

Die dritte industrielle Revolution?

So dermaßen verwirrt in der Sache wird doch nicht ausgerechnet Dr. Flassbeck sein?
Augenscheinlich doch! Warum? Weil dieser doch glatt schreibt [1]:
Die dritte, die digitale industrielle Revolution droht ...“
Die dritte industrielle Revolution? In ebendieser befinden wir uns schon längst! Es geht doch um die heranrollende, zukünftige vierte Revolution!
Nicht umsonst ist (auch bei Precht) von Industrie 4.0 und Digitalisierung die Rede und eben nicht wie Flassbeck schreibt, von „Robot[ern/-orisierung] und Automatisierung“. Dies aber sind keine Synonyme, sondern beschreiben unterschiedliche Sachverhalte. Roboter werden bei der durch die Digitalisierung erzeugten Massenarbeitslosigkeit eher eine untergeordnete Rolle spielen. Herr Flassbeck hat glatt das Thema verfehlt. Er befindet sich im falschen Film bzw. in der falschen Stufe der industriellen Revolution.

Das tatsaechliche Wesen der Digitalisierung

Augenscheinlich weiß er gar nicht, worum es wirklich bei dieser technischen Disruption tatsächlich geht. Herr Flassbeck ist eben Ökonom und kein akademischer Techniker. Das ist Precht zwar auch nicht, aber dieser hat sich wenigstens bei echten Experten informiert. Dass könnte auch Herr Flassbeck wissen, wenn jener sich denn ähnlich sachkundig gemacht hätte. Dann hätte es diesem nämlich dämmern können, dass sich in Prechts Ausführungen ganz viel von dem Experten für technische Innovation schlechthin wiederfinden lässt, nämlich Gunter Dück.
Ehemaliger Cheftechnologe von IBM. Hinsichtlich möglicher Arbeitsplatzverluste bedarf die qualifizierte Folgenabschätzung der Digitalisierung zu allererst einmal technologischer und eben nicht ökonomischer Fachexpertise. In sofern fällt das von Flassbeck durch die Blume an Precht gerichtete „Schuster, bleib bei deinen Leisten“, auf ebenjenen selbst zurück.
Umgekehrt wird ein Schuh daraus: da kann sich Heiner Flassbeck in noch so vielen Teilen an „Der Roboter als Jobkiller?“ [3 -5] abarbeiten - damit zeigt er nur, dass er (im Gegensatz zu Dück & Precht) das Wesen der Digitalisierung nicht begriffen hat.

Wenn Heiner Flassbeck im Hinblick auf den Spiegel attestiert [2], dass der „geistige Fortschritt“ „Exakt Null“ wäre, scheint er allerdings dennoch nicht die Möglichkeit in Betracht gezogen zu haben, dass die Inkompetenz des Spiegelautors und vieler anderer Schreiberlinge der Journalie so weit geht, dass auch schon das Gerede von Robotern eine schwer verzerrende Verkürzung des Ausmaßes der Digitalisierung darstellt.

Kein Produktivitaetsschub durch Digitalisierung?

Wer über ein hinreichendes Minimum an Fachkompetenz im Hinblick auf Argumentationsführung verfügt, wird sich ohnehin über die Substanzlosigkeit von Flassbecks Verriss wundern. Es beginnt (siehe Spiegelung) und endet mit ad hominem, einem klassischen Pseudoargument, um sich im Mittelteil u.a. in völlig unbelegten Behauptungen wie z.B. "Es gibt keinen Produktivitätsschub durch die Digitalisierung."
zu versteigen. Selbst wenn sich Flassbeck im glatten Gegenteil ergeht: Dies kann man gar nicht klarstellen, dies lässt sich nur substanzlos behaupten! Warum investieren große transnationale Konzerne viele Milliarden in teure IT, wenn das keinen Produktivitätsschub erbringt? Der angebliche Nachweis in der dreiteiligen Serie krankt schon fundamental an Flassbecks Unverständnis des Wesens der Digitalisierung, in welcher Roboter nur eine untergeordnete Rolle spielen werden, dieser sich aber in einer Tour nahezu ausschließlich auf selbige kapriziert.
Die Digitalisierung aber ist in ihrem Wesen etwas fundamental Neues. Deren Folgen lassen sich schon vom Prinzip her nicht durch eine Analyse der Vergangenheit abschätzen. Allein dieser Ansatz ist systematisch verfehlt. Sofern es noch eines Beweises dafür bedurft hätte, dass es Heiner Flassbeck im Hinblick auf Ausmaß und Folgenabschätzung der Digitalisierung fundamental an Fachexpertise mangelt, dann wäre er damit erbracht. Die zitierte Behauptung ist geradezu hanebüchen.

Produktivitaetseffekte muessen in Reallohn-Erhoehungen muenden

Das mit Abstand schockierendste für den hinreichend kundigen Leser ist jedoch Flassbecks Behauptung (Hervorhebung nicht im Original):
Aber selbst wenn es einen solchen positiven Produktivitätseffekt gäbe, müsste man ihn genauso nutzen wie alle Produktivitätseffekte der Vergangenheit, nämlich für eine Erhöhung der Reallöhne und folglich für eine Erhöhung der Nachfrage.
Müsste? Bitte was? Seit wann „muss man“ denn Produktivitätseffekte für eine Erhöhung der Reallöhne nutzen? Ist es nicht Flassbeck selbst, der nicht müde wird zu kritisieren, dass seit über zehn Jahren die Produktivitätseffekte eben nicht mehr für Reallohnzuwächse genutzt werden? War es nicht Flassbeck selber, der in zahlreichen Vorträgen zu Recht bemängelt, dass in Deutschland auf Grund neoliberaler Lohndrückerei die Kluft zwischen erzielten Produktivitätszuwächsen und Reallohnentwicklung immer größer wird? Doch! In der Tat - sogar in der 3-teiligen Serie [3], auf die sich Flassbeck als „Nachweis“ beruft, schreibt er (Hervorhebung nicht im Original):
Bleiben aber die Reallöhne hinter der Produktivität zurück, wie das in Deutschland in den letzten fünfzehn Jahren der Fall war, dann kann der Zuwachs der Gütermenge, der potentiell möglich ist, von der eigenen Bevölkerung nicht mehr gekauft werden und Arbeitslosigkeit ist die Folge.

Und weiter (Hervorhebung im Original!):
Sinkende oder hinter der Produktivität zurückbleibende Reallöhne erhöhen die Arbeitslosigkeit.
Damit gesteht doch Flassbeck selbst: die Reallöhne werden nicht so erhöht, wie es sein müsste und die Arbeitslosigkeit steigt! Das sind doch Flassbecks eigene Worte (womit er Recht hat)!
Wieso fabuliert dann ausgerechnet dieser von „muss“? Was ist denn von diesem „muss“ zu halten, wenn es faktisch nicht so ist? Und wenn der Konjunktiv des „müsste“ über den geleugneten Produktivitätszuwachs hinausgeht, also das „muss“ ein „müsste“ ist, dem aber de facto nicht nachgekommen wird, warum sollte sich das in Zukunft ändern? Warum sollten mit der kommenden Digitalisierung aus einem „müsste“ eine reale Umsetzung werden, wenn von einer Abkehr neoliberaler Forderungen nach „Lohnzurückhaltung“ und Lohnverzicht „zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit“ weit und breit nichts zu sehen ist? Wenn im Gegenteil auch Frankreich mit dem Neoliberalen Macron in die Lohndrückerei einsteigt?
Diese Frage beantwortet Flassbeck nicht einmal ansatzweise. Auch deswegen, weil er in Bezug auf Prechts Aussagen das Niveau einer harten Sachdiskussion erst gar nicht erklimmt.

Lohnsteigerungen als Allzweckmittel?

Aber selbst gesetzt den Fall, es würde so kommen, wie Dr. Flassbeck zu Recht fordert, dass die Löhne im exakt richtigen Maße mit der Produktivität steigen: Damit stiege auch die Sparquote der noch Arbeitenden - d.h. deren Nachfrage würde nicht in dem Maße wachsen wie deren Löhne.
Und auch wenn dieses Problem gelöst werden könnte (dafür bietet Flassbeck aber nicht einmal einen theoretischen Ansatz), dann wäre das nur eines von Dreien. Denn die Gefahr hinter einer deutlich weiter steigenden Massenarbeitslosigkeit ist eine Dreifache:

  1. Das Kollabieren der Wirtschaft durch zusammenbrechende Massennachfrage
  2. Deutlich steigende soziale Spannungen zwischen Arbeitenden und Abgehängten
  3. Weiteres Erstarken von Rechtsextremismus und Radikalisierung als fundamentale Bedrohung für die Demokratie

Nur das erste Problem der Aufrechterhaltung der Massennachfrage wäre ansatzweise gelöst. Der Rest nicht! Oder glaubt Herr Flassbeck, die Arbeitslosen und Abgehängten würden sich mit dem Hinweis zufriedengeben, dass die Arbeitenden ja nun umso mehr Lohn und damit die Nachfrage aufrecht erhalten?

Keinerlei Eingehen auf Argumente

Von einer konkreten Auseinandersetzung mit den harten Sachargumenten, die Precht vorgetragen hat, keine Spur. Geschweige denn eine Widerlegung. Wie auch? Flassbeck selbst gesteht mit dem Worten
Bis Minute 13 habe ich das obige Interview immerhin ausgehalten, dann war ich allerdings total geschafft.
ein [1], zu den entscheidenden Argumenten gar nicht erst gekommen zu sein, warum die 4. industrielle Revolution höchstwahrscheinlich andere Folgen im Hinblick auf die Arbeitsplätze haben wird, als die drei vorausgehenden. Aber dennoch „weiß“ Heiner Flassbeck:
Alle anderen Argumente, die noch vorgebracht werden, um aus der potenziellen Rationalisierung eine wirkliche Gefahr zu konstruieren, sind an den Haaren herbeigezogen.
Wie will Herr Flassbeck wissen, dass alle anderen Argumente Prechts Nonsens sind, wenn er von selbigen keine Kenntnis besitzt? Wo bleiben die konkreten Punkt-für-Punkt-Nachweise, welche Argumente in wiefern und warum falsch sind? Würde Flassbeck selbst die Spiegelung:
[Alle anderen Argumente, die noch vorgebracht werden, um aus der potenziellen Rationalisierung eine wirkliche Gefahr wegzureden, sind an den Haaren herbeigezogen]
als Widerlegung seiner Ausführungen akzeptieren? Wohl kaum. Und zwar zu Recht - weil es einfach substanzlos ist. Wahrscheinlich möchte Dr. Flassbeck seine verlinkten Artikel als „Nachweise“ verstanden wissen.
Das Dumme dabei ist: Während Flassbeck sachlich deplatziert von Robotern schreibt, die Precht gar nicht anführt, finden sich umgekehrt die von Precht tatsächlich vorgebrachten Argumente in Flassbecks Artikeln gar nicht wieder. Wie also sollte das auch nur im Ansatz geeignet sein, den Nachweis zu führen, dass
Alle anderen Argumente ... an den Haaren herbeigezogen sind? Eben: gar nicht!

Tatsaechlich an Haaren herbeigezogen? Ein Realitaetscheck

Was Dr. Flassbeck sträflich versäumte, sei hiermit nachgeholt. Im Folgenden die Aussagen Prechts in dem vom Flassbeck selbst verlinkten Interview mit Michael Hirz (Reihe: Im Dialog) ab etwa 16:00 (wohin Flassbeck nach eigener Aussage erst gar nicht gekommen ist)

"Und der große Unterschied besteht darin, dass die anderen drei industriellen Revolutionen unter dem Vorzeichen wachsender Märkte erfolgt sind. Mit jeder industriellen Revolution wurde neues Terrain erschlossen, neue Absatzmärkte geschaffen, neue Rohstoffmärkte erobert."
Ist das „an den Haaren herbeigezogen“, wie Flassbeck behauptet? NEIN! Damit hat Precht völlig Recht.

"Das ist bei der Digitalisierung nicht der Fall. Die Digitalisierung erobert keine neue Märkte, sondern sie macht die bestehenden Märkte effizienter. "
Ist wenigstens dieses „an den Haaren herbeigezogen“? Nein, im Gegenteil: die Effizienzsteigerung bestehender Märkte ohne Eroberung neuer ist in der Tat ein charakteristisches Kennzeichen der kommenden vierten industriellen Revolution.

"Das ist ein ganz großer Unterschied und das ist der Grund, warum dieses ökonomische Modell kein Naturgesetz ist, sondern nur ein Beobachtungsgesetz, was dreimal unter bestimmten Faktoren geklappt hat und jetzt bei 4. Mal mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht aufgehen wird."
Auch hier behält Precht Recht.

"Einfaches Beispiel: die Versicherungen und Banken werden bis zu 80% ihrer Leute entlassen in den nächsten 10 Jahren. Wer braucht denn noch ne Bankfiliale? Das sind noch die alten Leute, die keinen Computer haben. In Zukunft kann man das überall abspecken. Bei Versicherungen sieht dies ganz genauso aus. ... Die Arbeitslosigkeit ist damit völlig programmiert. "
An den Haaren herbeigezogen? Mitnichten! Erste Anzeichen sind für hinreichend Fachkundige schon jetzt klar erkennbar. Denjenigen hingegen, die sich nicht hinreichend mit dieser Thematik beschäftigt haben, bleibt diese Erkenntnis verschlossen. Ergo: „an den Haaren herbeigezogen“ fällt auf Flassbecks Anwurf zurück.

Und nun Punkt für Punkt zu den Einlassungen Heiner Flassbecks:

Wo ist die Digitalisierung?

fragt Flassbeck. Gegenfrage: Wo ist die Zukunft? Kann die Zukunft schon im jetzt zu finden sein? Was zu einem „ist“ berechtigen würde? Womöglich in ersten Ansätzen, die für hinreichende Kundige schon jetzt erkennbar sind. Konkrete Beispiele: siehe Aufzählung im nächsten Kapitel

BTW: Flassbecks Exkurs zur Frage der Sättigung trägt rein gar nichts zur Klärung der Sachfrage bei.

Was kann IT heute im Vergleich zu frueher?

Sind nicht die Aufgaben viel komplexer und anspruchsvoller, die heute ein Computer lösen kann im Vergleich zu einer auf Mechanik beruhenden Maschine in früheren Zeiten?
Flassbeck verneint das implizit. Die korrekte Antwort hingegen lautet: JA! Heute können Expertensysteme, neuronale Netze und sog. „künstliche Intelligenz“ Arbeiten übernehmen, die bisher ausschließlich dem Menschen vorbehalten war:

In Teilen werden sogar absolute akademische Fachleute nicht nur ersetzt, sondern mitunter sogar übertroffen! Beispiele?

In keinem der o.g. Fälle kommen Roboter zum Einsatz. Sondern „intelligente IT/KI-Systeme“. Erneut zeigt Flassbecks Verkürzung auf Mechanik, dass er nicht realisiert, was die Stunde geschlagen hat.

Immer die gleiche Art der Rationalisierung

... behauptet Flassbeck. Dann kapriziert er sich auf die Rationalisierung in der Landwirtschaft. Wenn nun auch noch die letzten zwei Jobs, der Traktorfahrer und derjenige, der den Euter der Kühe an die Melkmaschine anschließt und ihnen das Futter vorwirft, wegrationalisiert werden, dann ist das volkswirtschaftlich für den Arbeitsmarkt von vernachlässigbarer Bedeutung.

Künstliche Intelligenz ist dabei ein qualitativer Bruch mit der bisherigen Rationalisierung, die stupide und wiederkehrende Abläufe durch Automatisierung „den Arbeitern entreißt“. Mit der sog. „Künstlichen Intelligenz“ erfolgt ein Paradigmenwechsel, dass nun Technik, nämlich IT (und nicht Roboter) Aufgaben übernimmt, die bislang dem Menschen vorgehalten war. Gunter Dück, der Experte für technische Innovation schlechthin, der abgesehen von einer einzigen Ausnahme mit allen seinen Voraussagen Recht behielt, nennt das Disruption.
Qualitativer Bruch, Paradigmenwechsel, technologische Disruption“ - all dies sind Beschreibungen eines fundamentalen Wandels, der eben nicht einfach nur den bisherigen technischen Fortschritt weiter geht. Da irrt Herr Flassbeck fundamental.
Im Kern läuft Heiner Flassbecks Pseudoargumentation auf folgendes hinaus:
In der Vergangenheit hat die Rationalisierung nicht zu Massenarbeitslosigkeit geführt (was schon durch rund 3,5 Millionen Arbeitslose widerlegt wird), „also“ wird es auch in Zukunft nicht dazu kommen.
Damit liegt ein klassischer Trugschluss der Verallgemeinerung vor, von wenigen Einzelfällen sachlich unzulässig auf eine „Gesetzmäßigkeit“ zu pseudoschlussfolgern (siehe auch Prechts korrektes Gegenargument). Denn die Digitalisierung ist in ihrem Wesen etwas fundamental Neues. Deren Folgen lassen sich schon vom Prinzip her nicht durch eine Analyse der Vergangenheit qualifiziert abschätzen - schon der Ansatz ist fundamental ungeeignet.

Was aendert sich dadurch am Prozess der Rationalisierung?

Was ändert sich dadurch am Prozess der Rationalisierung? Nichts! Wie schon immer werden Arbeitskräfte durch Maschinen ersetzt, die Produktion wird effektiver und die Preise können sinken, ohne dass das einem Bauer weh tut.“
Das Beispiel der Landwirtschaft ist maximal deplatziert: Wo schon in der Vergangenheit weitestgehend rationalisiert wurde, führt eine weitere nur zu marginalen Folgen für den Arbeitsmarkt.
Potenzielle Rationalisierungen sind dort für den Arbeitsmarkt am verheerendsten, welche diesen bisher verschlossen waren. Und genau da greift die Digitalisierung, weil sie in Bereiche vorstößt, welche Maschinen komplett verwehrt sind: Durch „intelligente Software und IT“ werden Gebiete rationalisiert, die bisher menschlichem Verstand vorbehalten waren.
Ergo: Doch, der Prozess der Rationalisierung ändert sich durch die Digitalisierung grundlegend!

Beispiel Verkehr

Oder nehmen wir das Beispiel Verkehr. Wenn alle LKW-Fahrer bei selbstfahrenden Autos überflüssig werden, wird eine äußerst stumpfsinnige und gefährliche Tätigkeit von Computern übernommen, die das vermutlich viel besser und sicherer können.
Das mag durchaus so sein! Nur: Immer wieder wurde der Wegfall von Arbeitsplätzen durch Rationalisierungen mit dem Hinweis darauf schöngeredet, dass Menschen von stumpfsinniger Arbeit befreit würden. Müssten folgerichtig nicht all die Millionen Arbeitslosen froh über diese Befreiung sein? Da scheint aber ein Abgrund zwischen PR und Realität zu klaffen. Seltsam. Könnte es daran liegen, dass eine überzeugende Antwort auf die Frage, wie das den in euphemistischem Neusprech „Freigesetzten“ dabei hilft, trotz Arbeitsplatzverlust den Lebensunterhalt zu bestreiten, seid eh und je schuldig geblieben wird?

Kein Unterschied?

In direktem Anschluss an das vorausgehende Zitat: Was unterscheidet das vom Prozess der Ablösung von Menschen durch Maschinen in unseren Fabrikhallen schon vor Jahrzehnten?

  1. Der Prozess der „Ablösung von Menschen“ (sprich: Job- und Einkommensverlust) erfolgt nicht durch Maschinen, sondern sog. „intelligente Software bzw. IT“ und
  2. beschränkt sich auch nicht auf Fabrikhallen.
  3. Flassbeck liefert selbst eine Antwort: die berühmten menschenleeren Fabrikhallen sind bislang weitgehend reine Fiktion geblieben. Tatsächlich arbeiten noch immer jede Menge Menschen in den Fabrikhallen. Trotz Roboter. Absehbar ist, dass die o.g. Vision in Zukunft öfter Realität werden dürfte (FAZ: Digitale Fabriken revolutionieren die Industrie [8]) Wenn aber - um nur einen Bereich zu nennen - die vielen LKW-Fahrer durch selbstfahrende E-Trucks und Taxi-, Bus-, Paketdient-Fahrer durch selbstfahrende Fahrzeuge und/oder Drohnen wegrationalisiert werden (youtube, Science On - der Talk mit Cécile Schortmann am 12.07.2017 in der Bundeskunsthalle Bonn[9]), dann sitzt da nicht wider Erwarten doch noch ein Fahrer. Da sitzt auch kein Roboter im Führerhaus. Es wird gar kein Führerhaus mehr geben, indem irgend jemand sitzen könnte. [10]

Unter hinreichend kundigen Experten der sich andeutenden technologischen Entwicklung im IT-Bereich (wozu Heiner Flassbeck nachgewiesener Maßen nicht zählt) dürfte unstrittig sein, dass

  • selbstfahrende E-Mobile kommen werden und sich dem auf Dauer niemand aufgrund des immensen Kostenvorteils verschließen kann
  • der Bedarf für Fahrzeuge bei einer allgemeinen Einführung auf rund ein Sechstel bis ein Zehntel fallen wird
  • E-Mobile maximal ein Drittel so aufwendig sind wie bisherige Verbrennungsmotorfahrzeuge

Dies bedeutet, dass der Gesamtbedarf im Automobilbereich auf rund ein Zwanzigstel kollabieren wird. Komplette Zulieferbranchen, wie z.B. die für Airbags, können dichtmachen, weil sie nicht mehr benötigt werden. Aber damit nicht genug: Der deutschen Automobilindustrie mangelt es substanziell an entsprechendem technologischen Know-how in Sachen:

  • Software (intelligente Steuerungssysteme)
  • Batterieherstellung
  • E-Motoren
  • Fahrzeugkarosserie (die sich bei selbstfahrenden E-Mobilen fundamental von derzeitigen Konzepten unterscheidet)
  • Innenausstattung mit IT

Auch wenn Herr Flassbeck vom technologischen Ausmaß der Digitalisierung offensichtlich völlig verquere und krude Vorstellungen hegt: was es für Konsequenzen für den Arbeitsmarkt hat, wenn die gesamte deutsche Automobilindustrie incl. Zulieferer auf ein Zwanzigstel bis Dreißigstel kollabiert, dürfte sich selbst ein technologisch weniger bewanderter Heiner Flassbeck ausmalen können. Dass das keine besonderen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben soll, verkommt dann zu einer Lachnummer. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass Flassbeck des Wesen der Digitalisierung nicht begriffen hat, dann wäre er spätestens mit seinem Verweis auf die Automobilindustrie erbracht, wo dieser die Folgen fundamental verkennt.

Dreiteilige Serie „Der Roboter als Jobkiller?

[3], [4], [5]

Uraltes Vorurteil?

Ob massenhafter Wegfall von Arbeitsplätzen tatsächlich ein Vorurteil sei, ist eine Frage entsprechend technologischer Fachexpertise - also gerade dem, woran es Herrn Flassbeck augenscheinlich substanziell mangelt. Es verfügt einfach nicht über die Sachkompetenz, um das qualifiziert beurteilen zu können.

Maschinen seit Beginn der Menschheitsgeschichte?

"Weil Maschinen etwas besser, zuverlässiger und schneller können. Das hat sich seit Beginn der Menschheitsgeschichte nicht geändert."
Doch: genau das hat sich mit dem Kapitalismus geändert! Erst seit rund 1760 werden Maschinen systematisch eingesetzt, um menschliche Arbeitskraft zu ersetzen. Das gab es während der gesamten Menschheitsgeschichte vorher nicht - von ganz wenigen Standort- und Wetter-abhängigen Ausnahmen (Windmühlen und Wasserschmieden) abgesehen.

Wachsende Produktivitaet steigert Wohlstand

Durch steigende Produktivität nahm mit der Zeit der Wohlstand auch in der Breite der Bevölkerung zu.
Und genau das geschieht seit rund zwei Jahrzehnten nicht mehr: die Mittelschicht bricht nach unten weg. Der Wohlstand der Masse der Gesellschaft nimmt ab und nicht zu. Das bestätigen alle Studien, incl. die der OECD.

Der Robinson-Insel und Angel-Rationalisierungs-Vergleich

"Weil die Sache komplex ist, müssen wir sie einfach machen, um sie zu verstehen."
(Aus „Das Ende der Massenarbeitslosigkeit“ „http://www.nachdenkseiten.de/?p=2650“, S. 28, 2. Absatz zum Kapitel 1.1 Robinson und die Rationalisierung )
Zweifelsohne ist das Gebiet der Wirtschaftslehre bzw. der Wirtschaft selbst ein enorm Komplexes. Allein aus diesem Grund lässt sich vorab feststellen, dass jegliche monokausalen Erklärungsversuche für die Entstehung/Ursachen von [Massen-]Arbeitslosigkeit unzureichend und somit verfehlt sind. Im allerbesten Fall sind als monokausal postulierte Ursachen tatsächlich Teil multifaktorieller Zusammenhänge. Eine Vereinfachung im Sinne des Herstellens von Verständnis eines komplexeren Zusammenhanges ist nur solange zielführend, wie die Vereinfachung nicht entscheidende Sachverhalte sinnentstellend verzerrt bzw. fundamental falsch verkürzt. Genau das aber trifft das sachlich verfehlte Beispiel von Robinson und dem Vergleich der Rationalisierung mit Angel. In der Sache:

Beschaeftigte gleich Unternehmer?

Der entscheidende Unterschied ist: Rationalisierer und durch Rationalisierung betroffene Arbeitskraft ist derselbe Mensch in Personalunion! Übertragen auf die Wirtschaft: Selbstredend verliert in einem 1-Mann-Unternehmen, wo der Unternehmer gleichzeitig einzige Arbeitskraft ist, dieser nicht seinen Job durch Rationalisierung seiner Tätigkeit durch Maschinen.

Ganz anders aber sähe der Befund aus, wenn der Vergleich mit Robinson eben nicht sinnentstellend auf ihn vereinfacht würde, sondern wenigstens prinzipiell so, wie es die Wirtschaft hinreichend angemessen (1-Mann Unternehmen spielen in unserer Gesellschaft eine eher untergeordnete Rolle und sind auch nicht wirklich das Problem bei Massenarbeitslosigkeit) widerspiegelt: nämlich mit einem abhängig Beschäftigten. In dem Fall von Robinson könnt das Freitag sein: Robinson fischt aus welchen Gründen auch immer nicht selbst, sondern lässt Freitag gegen Vergütung fischen. Entlohnt wird nach Arbeitszeit. Eine Entlohnung pro Stück, wie sie Flassbeck in seinem Szenario ansetzt, hat mit der Wirklichkeit wenig bis nichts zu tun, wo i.d.R. nach Arbeitsstunden abgerechnet wird. Auch investiert im wirklichen Leben nicht der abhängig Beschäftige in Rationalisierung, um sich die Arbeit zu erleichtern, sondern das Unternehmen, um Gewinne zu steigern - u.a. durch verminderte Personalkosten (z.B. durch Entlassungen). Von einem optionalen „Mehr an Freizeit“ kann sich in der echten Wirtschaft auch niemand etwas kaufen oder seinen Lebensunterhalt bestreiten. Mit anderen Worten: das konstruierte Beispiel taugt zur Veranschaulichung nicht, weil es mit der Lebenswirklichkeit so gut wie nichts zu tun hat. Würde hingegen das Beispiel an die raue Realwirtschaft angeglichen, dann sähe es wie folgt aus:

Wenn das Fischen von Freitag mit einer Angel rationalisiert wird (es sei zur Verdeutlichung eine Verdoppelung der Produktivität angesetzt), dann hat zwar Robinson (der Unternehmer) keinen Schaden dadurch erlitten (im Gegenteil!), sehr wohl aber Freitag, der nun nur noch den halben Lohn erhält. Würde der Robinson-Vergleich auf zwei abhängig Beschäftigte ausgeweitet – zum Beispiel Freitag und dessen Frau - so würde bereits eine Person ihren Arbeitsplatz verlieren. Und schon wäre durch Rationalisierung der erste Arbeitslose entstanden. Selbst in diesem vereinfachten Beispiel.

Nun wird im weiteren Verlauf des Robinson-Beispiels das Szenario über diesen hinaus auf Insel-Ureinwohner erweitert. Rettet dieser Umstand den Robinson- Rationalisierungs-Vergleich vor vorgenanntem Vorhalt der sachlich grob unzutreffenden Vereinfachung? Nein! Warum? Auch die Insel-Ureinwohner sind keine abhängig Beschäftigten, sondern Handels- und Tauschpartner. Hilft die Ausweitung des Vergleichs, wenn die Insel-Ureinwohner ihrerseits mittels Angeln rationalisieren, in der Sachfrage weiter? Nein, erneut nicht, weil auch die Inselbewohner 1-Mann Unternehmer darstellen, um die es überhaupt nicht geht, sondern um abhängig Beschäftigte. Wenn nun einige reiche Inselureinwohner ihrerseits einen Teil ihrer Mitmenschen als abhängig Beschäftigte für sich fischen lassen würden, so hätte die Rationalisierung diesmal qualitativ den gleichen negativen Effekt wie zuvor bei Freitag und dessen Frau, nur dass quantitativ viel mehr Menschen betroffen wären. Auf die Inseln bezogen würde die Rationalisierung durch Angeln Massenarbeitslosigkeit hervorrufen, da nun jeder 2. abhängig beschäftigte Fischer arbeitslos würde. Das ist im Ergebnis das glatte Gegenteil der Intention der Autoren – nämlich nachzuweisen, dass Rationalisierung keine Arbeitslosigkeit hervorrufen würde. ALLE denkbaren Erweiterungen des Robinson-Szenarios sind und bleiben solange prinzipiell ungeeignet, etwas zur Klärung der Frage des Zusammenhangs von Rationalisierung und Arbeitslosigkeit beizutragen, wie der Aspekt der abhängigen Beschäftigung unberücksichtigt bleibt.

Flassbecks Argumentationslinie

Die Argumentationslinie der Serie „Der Roboter als Jobkiller?“ erschöpft sich im Kern in der Schlussbemerkung

ist also die Produktivitätsschwäche die Folge einer Investitionsschwäche und das Gerede vom Roboter, der die Menschen verdrängt, erweist sich als eine gewaltige Schimäre.

und dessen vorausgehender Darstellung der Entwicklung diverser Ländern durch Statistiken bzw. Grafiken.
Bei der kundigen Bewertung dieser Aussage gilt es trennscharf zwischen zwei Aspekten zu differenzieren:

  1. die Feststellung, dass „die Produktivitätsschwäche die Folge einer Investitionsschwäche (aufgrund zu schwach oder gar nicht wachsender Reallöhne) ist“. Dies ist absolut korrekt. Ohne wenn und aber.
  2. die Behauptung, deswegen wären die Warnungen vor drohenden Arbeitsplatzverlusten im Zuge der Digitalisierung eine „gewaltige Schimäre“. Das ist und bleibt Pseudoargumentation, weil die Verkürzung der Digitalisierung auf Roboter schwerstens deren tatsächliche Dimension verzerrt. Das wäre in etwa so, als ob das allgemeine Thema „Motorgetriebene Fahrzeuge“ auf „geländegängige Allradler mit Turboaufladung“ verkürzt würde. Herr Flassbeck wäre gut beraten, sich von der Vorstellung, Digitalisierung würde sich in Roboterisierung erschöpfen, schnellstens und radikal zu lösen. Sofern er bei diesem Thema von hinreichenden Kundigen noch ernst genommen werden möchte.

FAZIT

Die Fundamentalkritik an Heiner Flassbecks vermeintlicher „Begründung für eine Entwarnung“ ist eine dreifache:

  1. Die Probleme dieser Wirtschaft und Gesellschaft sind zu komplex und mannigfaltig, als dass eine monothematische Herangehensweise nach dem Motto, „die Löhne müssen nur entsprechend steigen und alle Probleme sind weg“, dem gerecht würde. Selbst für den extrem unwahrscheinlichen Fall, dass die Löhne der in Arbeit Gebliebenen entgegen jahrzehntelanger Lebenswirklichkeit auf einmal mit dem Produktivitätsgewinn mitwachsen würden, um die erforderliche Massennachfrage aufrecht zu halten, sind damit weder die Massenarbeitslosigkeit, noch die damit einhergehenden Probleme
    - der sozialen Spaltung der Gesellschaft,
    - einem weiter erstarkenden Rechtsradikalismus und
    - der Bedrohung der Demokratie gelöst.

  2. Eine kategorische Negation einer Gefahr trotz selbst eingestandener vielfacher Vorbehalte von Konjunktiven und Voraussetzungen (müsste >> erweist sich als Schimäre) ist einfach unredlich. Ganz besonders dann, wenn der Autor selbst völlig zu Recht zu kritisieren nicht müde wird, dass nötige Lohnerhöhungen eben gerade nicht mit den Produktivitätssteigerungen mitwachsen. Aber auf genau diesem realitätsfernen Szenario gründet die vermeintliche Entwarnung.

  3. Die Reduktion der vierten (nicht dritten, Herr Flassbeck) industriellen Revolution auf Roboterisierung wird der technologischen Disruption nicht ansatzweise gerecht. Insbesondere lassen sich die Gefahren der Digitalisierung nicht über den Nachweis widerlegen, dass Roboter in der Vergangenheit nicht zu Massenarbeitslosigkeit führten. Zu Flassbecks Verteidigung kann angeführt werden, dass der Irrtum mit den Robotern nahezu überall obenauf in den Medien zu finden ist. Nur wenn ausnahmsweise mal tatsächliche Experten zu Wort kommen [6], ist nicht mehr von Robotern, sondern „künstlicher Intelligenz, neuronalen Netzen, Deep Learning und ggf. „Expertensystemen“ die Rede.


Ergo: Mit „substanzlos“ wäre Flassbecks Verriss und seine anderen Einlassungen zur „Robotorisierung“ treffend charakterisiert. Es ist ein Zeugnis kompetenzmäßiger Überforderung auf ganzer Linie. Vielleicht sollte nicht nur der Schuster bei seinen Leisten, sondern auch der Ökonom bei seiner Ökonomie bleiben, anstatt sich in Gefilde zu wagen, von denen er offensichtlich wenig bis gar keine Ahnung hat. Böse Zungen würden jetzt Dieter Nuhrs Ratschlag anempfehlen:
Wenn man keine ....“
Dennoch leistet diese harte Replik an Flassbecks korrekter Kritik und dessen Fachexpertise auf seinem tatsächlichen Fachgebiet keinen Abbruch. Eine Verallgemeinerung der vorgenannten speziellen Kritik ist unzulässig und wird seitens des Autors kategorisch zurück gewiesen!

Quellenangaben

(alle Artikel von Heiner Flassbeck hinter einer paywall):

sachbearbeiter/-/id=100834/did=18765838/nid=100834/1ntjl3i/index.html